heartfirst interview aus ox 41

Dies ist die ungekürzte Version des Interviews aus dem Ox Nr. 41 von IV/2000. Es beantwortet sehr gut einige häufig gestellte Fragen zu HeartFirst und den Hintergründen. Dank an Joachim (OX-Chef) und Doc Fröhlich, der sich zwischen Operationstisch und Schwesternzimmer Zeit für das Interview genommen hat. 


Der Name Flo Helmchen ist mir so Ende der 80er im Zusammenhang mit SQUANDERED MESSAGE untergekommen. Hat es da HeartFirst schon gegeben?

Ich habe mir extra Mühe gegeben, einen leicht merkbaren Namen anzunehmen. Hey, wenn Du SQUANDERED MESSAGE noch kennst, dann bist Du wohl älter als 18! SM hat es bis 1989 gegeben. Zu dieser Zeit zerfiel die Berliner (oder eher Kreuzberger) HC-Scene musikalisch total. Tolle Bands wie COMBAT NOT CONFORM, NO ALLEGIANCE, THE REST, ABRATZK, MANSON YOUTH etc. gab es schon eine Weile nicht mehr und viele Leute strebten eher eine Rock-Karriere im Windschatten von JINGO DE LUNCH an. Da ich auf sowas keine Lust hatte und kaum noch Leute mit gleichem Musikgeschmack zum Musizieren zu finden waren, habe ich 1990 das Label gegründet. Ein Fanzine (THE BONZEN) hatte ich schon mitgemacht, Tourmanager war ich auch schon (SNUFF, ALICE DONUT etc.) da blieb eigentlich nur die Gründung einer Familie oder das Starten eines Labels (was wohl punkrockiger ist) übrig.

Damals gab es meiner Erinnerung nach noch BONZEN RECORDS unter der selben Adresse. Hattet ihr was miteinander zu tun? Wenn ja, warum 2 Label?

BONZEN RECORDS hat mein damaliger Mitbewohner ZÜNDI gemacht. Es waren nicht nur zwei Labels unter der selben Adresse, sondern zwei Labels in einer Zweizimmerwohnung!! Wer die Böckhstrasse in Berlin Kreuzberg 61 kennt -- die ist nicht sehr lang, und in ihrer Blütezeit gab es dort 4 Underground-Labels, eins von den MUTTER-Leuten, TIARA TONTRÄGER von Gevatter Ralf Rexin (Gruss) und eben BONZEN und HeartFirst. BONZEN RECORDS entstand aus dem gleichnamigen Fanzine, welches es seit 1981 gab. BONZEN RECORDS war ein richtiges Label mit LPs, CDs, Vertrieb und und so. Ich dagegen wollte ein DIY-Label machen, wo nur 7" Vinyl-Singles rauskommen, die voll auf die Kacke hauen -- also Power, Geschwindigkeit und Abwechslungsreichtum. Die 7" ist das einzig wahre Musikformat. Damals fand ich die Idee mit den Singles noch originell. Das dachten zu dieser Zeit VICTORY, LOOKOUT und viele andere auch, die nur mit Singles angefangen haben. Und sieh, was aus Ihnen geworden ist. Mit Larry von LOOKOUT habe ich damals noch Singles getauscht. Bei Tony VICTORY musste man bestellen (nix Tausch), da hat er Jammerbriefe mitgeschickt, wie einige andere Labels ihn abgezockt haben. Larry ist heute wahrscheinlich Pilzfarmer in Nordkalifornien und Tony macht christlichen Hardcore. Die haben es zu etwas gebracht!

Was ist aus BONZEN geworden, haben 'nen ganzen Haufen geile Platten (z.B. TH'INBRED und - glaub ich zumindest - ASSASSINS OF GOD) gemacht?

BONZEN RECORDS gibt es nicht mehr. Es war die labeltechnische Fortsetzung der Ideen und Ideale des BONZEN FANZINES. Die meisten deutschen Labels, die geile  Platten mit guten Absichten machen, geben irgendwann entnervt und pleite auf. TH'INBRED sind eine der tollsten US-Bands der Achtziger gewesen, die haben geniale Musik  gemacht mit genauso tollen Texten. Sie waren richtig Hardcore und nicht so Modescheisse, deswegen erinnern sich heute nicht mehr viele Leute an die.  Neulich tauchte der Name mal wieder im SHORT, FAST + LOUD auf, als eine der unterbewertetsten Bands. Yeah, die Jungs haben Stil. 

Ja genau, supergeile Band gewesen und "Too much Hardcore for breakfast" hat mit "7:30 in the morning stereo rocks, LÄRM blows off my socks" eine der besten Textzeilen überhaupt. Haben die wirklich die Platten in so kurzer Zeit aufgenommen wie draufsteht? Kaum zu glauben und sicher Wunschtraum eines jeden Labelbosses, oder?

Ja, einige der größten Klassiker wurden in lächerlich kurzer Zeit aufgenommen, z.B. auch die RITES OF SPRING LP. TH'INBRED waren auch ziemliche "Musiker", die es technisch einfach drauf hatten. Die Platte auf BONZEN war aber eine Wiederveröffentlichung der ersten LP, danach hat KONKURREL ja die zweite LP wiederveröffentlicht. Der Labelboss, der über die schnelle Studiozeit begeistert war, war also Bill von TOXIC SHOCK in Amiland, der die Dinger ursprünglich rausgebracht hatte.  Nicht unterschlagen werden soll aber meine BONZEN-Lieblingsplatte: Die SCHWARZE FEUER EP. Wenn ich die heute höre, dann könnte ich immer noch heulen vor Freude, GROSSE Emotionen!

Nun residierst du unter HeartFirst Süd, was meines Wissens in München ist. Was hat Dich zu dem Ortwechsel bewogen und wie vertragen sich Bayern und Punkrock?

Ich hatte die Wahl, entweder in Berlin aufs Sozialamt zu gehen oder in München einen gutdotierten Job in der IT-Branche anzutreten. München und Punkrock kann eigentlich unmöglich in einem Satz zusammen ohne Negation benutzt werden. Total erbärmlich die Situation hier. Ich kenne aber in Bayern durchaus Landstriche, wo es punkiger ist als in der Landeshauptstadt, z.B. Regensburg oder Nürnberg (okay, Franken ist nicht Bayern). Eigentlich ist in jedem Dorf über 500 Einwohner mehr Punkrock als in München. Oh Mann, ich werde Hassbriefe aus der Nachbarschaft bekommen.

Ich nehm' mal an, daß Du nicht vom Label leben kannst. Was machst Du außer Autoradioklauen noch? Einen zivilen Spießerberuf wie ich (bin ähm Arzt)?

Ey Super, dann kannst Du immer sagen: "Lassen Sie mich durch, ICH BIN ARZT!" Wieso ist Arzt ein Spießerberuf? Ich glaub, die meisten Pathologen z.B. sind keine Spießer. Gehirnchirurgen auch nicht, oder??? Das mit dem Autoradioklauen solltest Du doch nicht unbedingt ausplaudern... tagsüber bin ich Lektor in einem Computerbuchverlag. Eine der wenigen anständigen Tätigkeiten in der IT-Branche.

HeartFirst war ja auch mal 'ne Band. Gibt es außer dem Namen irgendwelche Parallelen? Was ist die Botschaft hinter dem Namen?

Ich kenne keine Band, die HEARTFIRST hieß. Es gab mal ein Jazzlabel, das hieß HEADFIRST. Die Band, die Du meinst, hieß auch HEADFIRST. Dies bringen aber diverse Leute durcheinander, dabei ist es das genaue GEGENTEIL. Schau Dir die Band HEADFIRST an, machen eine supergeile 7" ("Who's In Control"), dann eine rockige LP, dann lösen Sie sich auf. Waren irgendwie dann doch eher die gelangweilten Kalifornien-Kids, die sich dann größeren und besseren Sachen zugewandt haben. Aber wenn Du nicht mit ganzen Herzen bei der Sache bist, dann hältst Du nicht lange durch.

Scheiße, hast mich wohl voll erwischt. Klar meine ich die. Headfirst und HeartFirst sind natürlich genau das Gegenteil, wenn man Kopf- oder Herzgesteuert meint. So aus rein ärztlicher Sicht sieht das seit Erfindung der Herz-Lungen-Maschine natürlich nicht mehr ganz so aus. Eigentlich kann man heute beides sogar für eine gewisse Zeit voneinander abkoppeln. Hirntot ist nicht mehr gleich Menschtot, aber das sind sicherphilosophische Fragen. Aber eigentlich stimme ich Dir zu, was die Sache mit dem "vom ganzen Herzen kommen" meint.

Woher kommen Deine Japankontakte? Schließlich sind ein ganzer Teil Deiner Bands aus Japan? 

Meine Japankontakte kamen über einen Freund, der Engländer ist und nach Japan gezogen ist, dort hat er meine Freundin JUN kennengelernt, die später HeartFirstJapan gemacht hat. Dies war die Zeit, als einige internationale Hardcore-Punk-Veteranen in Tokio wohnten, z.B. Roger Armstrong und Mykel Board (Leute über 30 kennen die aus dem MaximumRocknRoll). Diese Leute haben massgeblich dazu beigetragen, dass Japsenhardcore in den 80ern weltweit bekannt wurde (völlig zurecht). Anfang der 90er Jahre haben alle diese Leute zusammen in Tokyo rumgehangen und kannten auch die ganzen Bands aus der Gegend. Über Japan-HC könnte ich jetzt ein Buch schreiben, ich will es aber kurz machen. Die Bands, mit denen ich am Anfang Platten gemacht habe, gehörten zu einer neuen Generation von Japan-Bands, die nicht so einen traditionellen Japansound gespielt haben, sondern eher Ami-beeinflusst waren. Bands wie NUKEY PIKES, SIC (Roger Armstrong's Band), MINK OIL, URBAN TERROR, IDORA, FEARLESS VAMPIRE KILLERS. Auch wenn ich die ganz alten Japsen-Combos (GISM, LIPCREAM, DEATHSIDE) musikalisch sehr liebe, muss man doch sagen, dass grosse Teile dieser Szene ziemliche Rockstars und Machoidioten waren, auch wenn sie geile Musik gespielt haben. Die neuen Bands damals haben eher einen originellen lockereren Einfluss in die Sache gebracht und hatten einerseits eher lustige Texte (z.B. NUKEY PIKES), waren aber live recht ernst und haben von der Bühne auch den Vegetarismus etc. gepredigt, was für Japan damals einfach revolutionär war. Kurz, sie haben etwas neues gemacht für Ihre Szene und das fand ich unterstützenswert. So habe ich angefangen, mit diesen Bands Platten zu machen, noch bevor japanische Labels mit denen was rausgebracht haben (ausser ein paar Samplerstücken). Die meisten Bands und Leute habe ich damals auch live kennengelernt, als ich 1992 in Japan war. Nach 95 finde ich die meisten Japanbands nicht mehr ganz so prickelnd, auch wenn von dort  immer noch sehr viele musikalisch gute Bands kommen. Die neueren Bands, die mich umgehauen haben, waren ROMANTIC GORILLA, JUDGEMENT und auch SMASH YOUR FACE (Kumpels von URBAN TERROR). Das SMASH YOUR FACE-Demo hat die besten BLACK FLAG-Lieder seit der ersten BL'AST LP. Die veröffentlichten Scheiben von denen (u.a. auf PRANK) sind aber vom Stil her ganz anders -- wenn auch nicht schlecht.

Du hast ja scheinbar auch einen guten Draht nach Norwegen. Und ich mein nicht die hippe Rockmusikscheiße, sondern die wirklich großartigen Bands wie JIN'RIK'SHA', die zumindest für mich ja bei Dir eine der besten 7" der letzten Jahre gemacht haben? 

Mit Norwegern Platten zu machen war nur logisch, schliesslich ist nach Japan Norwegen die grösste Walfängernation, hehe. Meine Kontakte dorthin stammen noch aus der Zeit von Band, Zine und Touren fahren. Denn da hatte man mit den Leuten zu tun, die die positive und politische Eurospäische Hardcore Punk Szene aufgebaut haben in den 80er Jahren. Die meisten dieser alten Euros-HC-Leute gibt es heute nicht mehr, oder sie hören jetzt andere Musik, nicht mehr so radikales Zeug. Mit einigen verstehe ich mich heute noch sehr gut, welche Musik die hören ist mir ja auch egal, denn wir haben mehr gemeinsam als die Musik. Mit Norwegen kam ich in Kontakt, weil in den 80ern und frühen 90ern die ganzen tollen Norweger-Bands (SO MUCH HATE, LIFE... BUT HOW TO LIVE IT) auf Tour kamen und ich auch ein paar Mal mit Bands in Oslo war. Die Norwegische Szene zu dieser Zeit muss wohl die beste gewesen sein, die man sich überhaupt nur vorstellen kann. Und zwar von der menschlichen, politischen UND musikalischen Seite. Dagegen konnte Schweden schon immer total abkacken, daher auch mein blinder Hass auf alles Schwedische (wo nur oberflächlich gute Musik herkommt und wenig Substanz).
Jedenfalls sind die heutigen Norweger musikalisch noch viel besser. Ich meine jetzt die richtigen Hardcore-Punk-Bands, nicht Rockstars wie GLUECIFER (die mich damals gefragt haben, ob ich deren erste Single rausbrigen will) nicht Popper wie SPORTSWEAR und auch nicht Rich Kids vom Holmenkollen wie JR EWING. Trotzdem weiss ich natürlich, dass die Zeiten sich geändert haben und die Atmosphäre in Oslo ist heute eine ganz andere als damals. Trotzdem sind die ganzen Leute noch meine Freunde und ich mache jederzeit gerne weiter die Platten mit meinen Freunden. OX-LeserInnen wollen halt eher Müll wie GLUECIFER, WONDERFOOLS oder EurosBOYS hören. Absolut nicht in diesem Zusammenhang dürfen natürlich TURBONEGER gesehen werden, die einfach nur GROSS waren. 

Klar, sag ich Joachim ja auch immer, das das alles Rockstarmüll ist. Als nächstes droht jetzt mein absoluter Alptraum: EMO-Core. Bist Du sehr PC? Können Wal- oder Froschfresser Deine Freunde werden. Oder eher undogmatisch, auch bei der Bandauswahl?

PC bin ich nicht, wollte ich auch noch nie sein. Froschfresser können nicht meine Freunde sein, Walfresser aber schon. Steh halt mehr auf Norwegen als auf Frankreich. Der Begriff Emo hat doch eh keine Bedeutung mehr. Punk hat immer Emotion. Früher stand der Begriff für RITES OF SPRING und GRAY MATTER, die zweite Dischord-Welle und diese Bands sind KULT. Heute steht er für Indie-Rock wie GET UP KIDS, sowas brauche ich nicht. Hat nix mehr mit Punk zu tun. 

Was hast Du denn als bekannter diplomatischer Typ GLUECIFER erzählt, warum Du die 7" nicht rausbringen willst?

Die erste GLUECIFER Single ist handwerklich sehr guter Kickass-RocknRoll, danach ging es aber bergab (vor allem nach der ersten 12"). Ich hab denen gesagt, dass es mir musikalisch gut gefällt, aber nicht ins Labelkonzept passt -- zumindest für die Norweger-Bands. Ausserdem hatte ich persönliche Vorbehalte gegen einen der Musiker. All das hat sich hinterher als überaus wahr rausgestellt, ich bin also heilfroh, dass ichs nicht gemacht habe, auch wenn es für mein Bankkonto gut gewesen wäre. 

7" als das ultimative Plattenformat? 

Klar, die meisten Bands kommen nie wieder an ihre ersten Singels heran. Kurz und schmerzlos voll Power runtergeholzt eben. Da sind natürlich keine Kompromisse wie "Abwechslung" auf 'ner LP (äh, die heißen ja heute CD) notwendig. Allerdings sind viele Bands auch auf LPs einfach öde... 

Steht diese 7"-Idee nicht der Anspruchshaltung des modernen konsumorientierten jungen Mannes (auch Punkrocker oder Hardcorler genannt) gegenüber? Auf deutsch: Könntest Du nicht mehr verkaufen, wenn Du mehr Cds machen würdest? Und warum sind einige Sachen auf Cdeps erschienen, die bei mir immer nur Hautjucken hervorrufen?

Du hast sehr recht mit dem Thema LP vs. 7", deswegen mache ich ja immer wieder die "erste Single" von diversen Bands aus aller Welt, so ist jede Platte wie ein neuer Labelstart, aber nur so ist es wirklich eine Herausforderung. Ja, ich könnte mehr verkaufen, wenn ich mehr CDs machen würde, aber ich denke im Moment, dass ich eher schon zu viele CDs gemacht habe. Der Grund, warum ich einige CDs mit Stücken von meinen Singles gemacht habe, ist der, dass in manchen Ländern Vinyl einfach elitär rüberkommt und manche Leute dort keine Vinylabspielgeräte mehr haben -- und vor allem keine mehr kriegen KÖNNEN -- auch wenn sie's wollten. Dies sind vor allem ärmere Länder. Wer zu faul ist, Platten umzudrehen, kann sich ja ein Tape machen. Insofern ist mir das ziemlich egal vom Aspekt des Handlings her. Es ist eine Zwickmühle mit der Länge. Manche Leute sagen, wenn schon CD, dann sollte man die Zeit (78 Minuten) auch ausnutzen. Da ist natürlich was dran. Aber ganz ehrlich -- ich will auch von meiner Lieblingsband nicht 78 Minuten am Stück hören. Die Hardcore-Musikeinheit schlechthin ist die 7" EP Single (ca. 10 Minuten). Es braucht ja auch kein Punkstück über 2.30 Minuten lang zu sein. Darüber hinaus bietet sich dann halt die CDEP (20 Minuten) an, die aber den Platz nicht effektiv nutzt. Ich finde es aber fair, eine Single für DM 5,- und eine CDEP für den DIY-Preis von DM 10 zu verkaufen. Insofern macht es schon irgendwie Sinn, auch wenn ich wirklich kein Fan des CD-Formats an sich bin. Eigentlich ist das Format ja auch nicht so wichtig. Es gibt auch CDs, die toll und mit Liebe aufgemacht sind und sogenannte DIY-Singles mit Zeichnungen von Totenköpfen, die so aussehen, als hätte jemand aufs Cover gekotzt und als wäre die Aufnahme der Lieder unter Wasser entstanden.

Was für Auflagen haben deine 7" überhaupt?

Meine Auflagen sind geheim. Sie liegen zwischen 475 und ca. 4000. Deine norwegischen Lieblingsbands auf HeartFirst verkaufen heute nur noch so 700 Stück. Das liegt daran, dass weder richtiger Norwegen-Hardcore noch HeartFirst bei den Kids hip sind. Es passt nicht so richtig in die üblichen Schubladen. Ich mache kein Crust, kein Power Violence, kein SE, kein 88er Kram, kein Emo, kein Metal, kein Grind. Ich würde es einfach Hardcore-Punk nennen, so wie ich damit aufgewachsen bin und mit einem breiten musikalischen Spektrum. Somit isses für die meisten Trittbrettfahrer nicht interessant.

Du sprichst ja nicht gerade sooo nett über VICTORY und LOOKOUT. Welches Label und welche Macher sind denn mehr nach Deinem Geschmack? Das von mir hochgeschätze PRANK oder SKULD oder so? Ich meine Menschen, die Ihr Label eben mit dem Herzen betreiben, um mal darauf zurückzukommen...

Es gibt wenig Labels, die ich musikalisch gut finde und gleichzeitig vom Labelstil und vom persönlichen her respektiere. Als ich angefangen habe, haben mich Labels wie HIPPYCORE beeinflusst. Die waren persönlich coole Leute, hatten ein undogmatisches aber politisches Herangehen an die Sache und haben saucoole Platten mit liebevoller Aufmachung gemacht -- alles mit den Bands Ihrer Freunde. Die besten Labels der Welt sind Labels, die mit den Bands Ihrer Freunde Platten machen. Leider gab es zu der Zeit, als HeartFirst in Berlin anfing, keine tollen Bands in Berlin, mit denen ich Platten hätte machen können. Ken von PRANK hat einen guten Musikgeschmack, der Geschäftsstil des Labels ist aber ein wenig komisch. Kleister von SKULD ist ein guter Freund von mir, zu seinem Label will ich hier nicht viel sagen. Wenn SKULD KAFKA PROSESS und CONTROPOTERE-Scheiben macht, finde ich es toll, wenn er HELLKRUSHER oder DIRT macht, langweilt es mich eher. 

Wenn alle äußeren Umstände (Zeit, Geld, die Meinung der Lebensabschnittsbegleiterin) keine Rolle spielen würden, mit welcher Band würdest Du gerne 'ne Platte machen???

Diese Sachen haben noch nie ne Rolle gespielt bei mir. Geld hatte ich noch nie und habe trotzdem alles für Platten ausgegeben. Wenn ich könnte, würde ich mit ner Zeitmaschine zurück in die späten 70er Jahre reisen. Ich würde mir RUTS ansehen und alle frühen RUTS-Platten rausbringen.

Falsche Antwort. Hier muß natürlich stehen: Ich will die ganzen tollen NEurossis-Sachen rausbringen. 

Wenn Du Kaiser von Bayern wärst, welche Band würdest Du verbieten?

Ich würde wahrscheinlich die "Volksmusik" allgemein verbieten. Eine schlimme Ausgeburt beschissener Deutscher Durchschnittlichkeit.